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Psychose – Was du als Angehöriger wirklich tun kannst

Wenn dein geliebter Mensch plötzlich „nicht mehr er selbst“ ist

Doppelbild einer Frau, die sich selbst etwas zuflüstert – Symbol für innere Stimmen bei Psychose
Stimmen hören bei Psychose: Für Außenstehende unsichtbar – für Betroffene überwältigend real.

Fallbeispiel anonymisiert:

Anna schickt mir eine Sprachnachricht. Ihre Stimme zittert. Sie erzählt, dass ihr Bruder, sonst ruhig und reflektiert, plötzlich davon spricht, dass der Fernseher ihm Botschaften sende. Er sei überzeugt, verfolgt zu werden, könne seit Tagen nicht schlafen und wirke wie ausgewechselt. In der Nachricht fragt sie verzweifelt: „Ich erkenne ihn nicht wieder. Ist das eine Psychose? Was soll ich tun? Ich habe so Angst, dass etwas passiert.“

Diese Sprachlosigkeit, diese Unsicherheit – sie begegnet mir oft in der Arbeit mit Angehörigen. Wenn das Verhalten eines geliebten Menschen plötzlich unerklärlich wird, kippt nicht nur das Vertrauen in die Realität, sondern auch das eigene Sicherheitsgefühl. Genau dann beginnt die eigentliche Frage: Was kannst du jetzt wirklich tun – und wie bleibst du selbst dabei stabil?


Was ist eine Psychose – einfach erklärt

Was passiert bei einer Psychose?

Eine Psychose ist ein Zustand, in dem das Gehirn die Welt anders verarbeitet – als würde ein innerer Filter alles verzerren. Für Außenstehende wirkt das Verhalten oft rätselhaft oder verstörend. Für die betroffene Person aber fühlt sich alles real an – weil es ihre innere Realität ist.


Stell dir vor, du wachst auf und bist noch halb im Traum. Stimmen, Bilder, Bedeutungen – alles scheint verbunden, aber niemand sonst versteht es. Genau so kann sich eine Psychose anfühlen: wie ein wacher Traum, aus dem man nicht aufwachen kann.


Typische Anzeichen

  • Stimmen hören, die niemand sonst hört

  • Überzeugung, verfolgt oder bedroht zu werden

  • Wahnideen (z. B. „Ich werde beobachtet“ oder „Ich bin auserwählt“)

  • Verwirrtes oder abgehacktes Sprechen

  • Rückzug, Misstrauen, plötzliche Gefühlsausbrüche

Das ist keine Spinnerei – sondern ein Ausnahmezustand. Niemand spielt das. Niemand macht das absichtlich.


Wie wird eine Psychose behandelt – und wer hilft wirklich?

Bei einer akuten Psychose ist eine medizinische Behandlung notwendig. Oft erfolgt die erste Hilfe durch den psychiatrischen Krisendienst oder in einer Klinik. Dort arbeiten Fachärzt:innen für Psychiatrie, die Medikamente verordnen können, um das akute Erleben zu dämpfen und Stabilität herzustellen.


Danach beginnt die therapeutische Aufarbeitung: Hier kommen Psychotherapeut:innen, Sozialpsychiatrische Dienste, aber auch Heilpraktiker:innen für Psychotherapie ins Spiel. Genau hier kann ich dich begleiten – als jemand, der nicht diagnostiziert oder medikamentös behandelt, sondern emotional stabilisiert, stärkt und den Blick aufs große Ganze öffnet.


Ich arbeite

  • nach dem Heilpraktikergesetz und meiner Berufsordnung

  • systemisch, ressourcenorientiert und psychoedukativ – das heißt, ich erkläre verständlich, was bei einer psychischen Erkrankung wie einer Psychose passiert und wie man als Angehörige:r besser damit umgehen kann

  • in enger Absprache mit behandelnden Fachärzt:innen oder Hausärzt:innen, wenn gewünscht.

Ich begleite vor allem Angehörige von Menschen mit psychotischen Erkrankungen – weil sie oft mitbetroffen sind, ohne selbst im Fokus zu stehen. In meiner Praxis finden sie einen Raum, um sich zu sortieren, wieder zu sich zu finden und nicht in der Dauerüberforderung zu bleiben. Denn gute Begleitung heißt für mich: Wir ziehen alle an einem Strang – im Sinne der betroffenen Person und ihres Umfelds.


Wie fühlt sich eine Psychose an?

Stell dir vor, du wachst morgens auf und bist noch halb im Traum. Stimmen, Bilder, Bedeutungen – alles scheint verbunden, aber keiner außer dir versteht es. Genau so kann eine Psychose wirken: wie ein wacher Traum, aus dem man nicht aufwachen kann.

Menschen mit Psychose erleben oft:

  • Stimmen, die niemand sonst hört

  • Starke Ängste, verfolgt oder bedroht zu werden

  • Feste Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen (z. B. auserwählt zu sein oder überwacht zu werden)

  • Durcheinanderreden oder Gedankensprünge

  • Emotionales Rückzugsverhalten, plötzliche Ausbrüche oder tiefe Verunsicherung

Das ist keine „Spinnerei“ – sondern ein tiefgreifender Ausnahmezustand, den niemand will und niemand spielt.


Was passiert im Gehirn?

Während einer Psychose ist die Reizverarbeitung im Gehirn gestört – es kommen zu viele Informationen ungefiltert durch. Gedanken, Sinneseindrücke und Gefühle vermischen sich, Bedeutungen kippen. Betroffene verlieren dadurch zeitweise den Bezug zu dem, was für andere eindeutig erscheint.

Das bedeutet: Das Gehirn reagiert überempfindlich. Es kann nicht mehr unterscheiden, welche Eindrücke wichtig und welche bedeutungslos sind. Deshalb erscheinen zufällige Geräusche, Blicke oder Aussagen plötzlich bedrohlich oder besonders. Für die betroffene Person ist das, was sie erlebt, real – auch wenn es von außen völlig unlogisch wirkt.


Verschwommenes Männergesicht mit Doppelkontur – Sinnbild für Realitätsverlust bei psychotischen Zuständen
Realitätsverlust bei Psychose: Wenn das Gehirn nicht mehr zwischen Innen und Außen unterscheiden kann.

Frühzeichen einer beginnenden Psychose – worauf du achten kannst

Nicht jede Psychose beginnt plötzlich. Oft gibt es Anzeichen, die sich langsam entwickeln – über Tage oder Wochen. Du merkst vielleicht:

  • Die Person zieht sich stark zurück

  • Sie schläft schlecht oder kaum noch

  • Sie wirkt ungewöhnlich misstrauisch oder nervös

  • Gespräche werden sprunghaft oder schwer nachvollziehbar

  • Sie zeigt plötzlich sehr starke Gefühle – ohne erkennbaren Grund

Wenn du solche Veränderungen wahrnimmst und sie dich beunruhigen: Sprich darüber. Und hol dir frühzeitig Hilfe – am besten gemeinsam mit der betroffenen Person.


Erste Hilfe für Angehörige – in akuten Situationen:

🧭 Wenn du unsicher bist, ob es sich um eine akute Psychose handelt:

  1. Versuche, ruhig zu bleiben – keine Konfrontation

  2. Biete Sicherheit durch klare, ruhige Sprache

  3. Sprich dein Gefühl aus: „Ich mache mir Sorgen. Ich möchte dir helfen.“

  4. Nimm Kontakt zum Krisendienst oder Hausarzt auf

  5. Bei Gefährdung: Notruf 112

📞 Krisendienst Bayern: 0800 – 655 3000 (kostenfrei, rund um die Uhr)


Was du als Angehörige:r wissen musst und warum deine Rolle so entscheidend ist

Wenn dein Mensch plötzlich nicht mehr er selbst wirkt, reißt das auch dir den Boden unter den Füßen weg. Du willst helfen – weißt aber nicht wie. Genau hier beginnt dein Part. Denn Psychosen sind nicht nur eine medizinische Krise – sie sind ein Beziehungsgeschehen. Und du bist mittendrin.

Das Problem klar benannt:

Ein psychiatrischer Notfall liegt vor, wenn:

  • akute Suizid- oder Fremdgefährdung besteht

  • der Realitätsverlust stark ausgeprägt ist

  • keine Selbstfürsorge mehr möglich ist

  • keine Krankheitseinsicht vorhanden ist



Die emotionale Zerrissenheit – dein innerer Spagat:

Du liebst diesen Menschen. Gleichzeitig hast du Angst vor ihm – oder um ihn. Du willst helfen – und fühlst dich überfordert. Vielleicht schämst du dich. Oder hast das Gefühl, zu versagen.💡 Das ist normal. Du bist keine Therapeutin – du bist Mensch. Und du darfst dich hilflos fühlen.


Was du konkret tun kannst – deine Handlungsoptionen:

Bleib ruhig und wertschätzend. Sag zum Beispiel: „Ich sehe, dass es dir gerade schwerfällt. Ich bin bei dir.“

Vermeide Diskussionen über Realität. Für die betroffene Person ist alles real.

Hole professionelle Hilfe. Krisendienst: 0800 – 655 3000, Notruf bei Gefahr: 112

Dokumentiere Veränderungen. Was genau hat sich verändert?

Such dir Unterstützung. Austausch ist kein Luxus, sondern Überlebenshilfe.


Was du lassen darfst – ganz offiziell

❌ Du musst nicht alles allein schaffen. ❌ Du darfst Grenzen setzen. ❌ Du bist nicht schuld.

Ein paar Fragen zur Selbstreflexion – warum sie für dich gerade jetzt wichtig sind

Wenn du als Angehörige:r mit einer akuten psychischen Krise konfrontiert wirst, ist nicht nur dein Wissen gefragt, sondern auch dein inneres Gleichgewicht. Oft tauchen dabei alte Muster, Rollenerwartungen oder Überverantwortung auf. Die folgenden Fragen helfen dir, einen Moment innezuhalten – nicht um alles zu analysieren, sondern um dich selbst wieder ein Stück mehr zu spüren:

  • Wem in deiner Familie war es nie erlaubt, zusammenzubrechen?

  • Welche alten Muster willst du gerade retten – auf deine Kosten?

  • Was brauchst du, um dich nicht zu verlieren, während du da bist für jemanden, der sich selbst gerade verliert?


Frau sitzt allein auf einer Bank bei Sonnenuntergang – Symbol für Selbstfürsorge in seelischen Belastungssituationen
Selbstfürsorge bei psychischer Belastung: Auch du darfst durchatmen, fühlen und heilen.

Was du als Angehörige:r für dich tun kannst – damit du nicht selbst untergehst

Es ist nicht nur der andere Mensch, der leidet – auch du. Plötzlich ist da Angst, Überforderung, Schlaflosigkeit. Du funktionierst nur noch.


💡 Eine psychische Krise im Umfeld kann auch für dich traumatisierend sein.


5 Dinge, die dir helfen können:

  1. Sprich über deine Gefühle. Mit Menschen, die dich verstehen.

  2. Hol dir Begleitung – nur für dich. Du brauchst auch einen Raum.

  3. Zieh klare Grenzen. Du darfst dich schützen.

  4. Nimm kleine Auszeiten. Achtsamkeit, Natur, Bewegung.

  5. Erlaube dir zu trauern. Auch um das, was sich gerade verändert hat.



Du bist nicht allein

Eine Psychose betrifft niemals nur eine Person – sie erschüttert das ganze Umfeld. Und genau deshalb darfst auch du dir Hilfe holen. Ob du konkrete nächste Schritte brauchst oder einfach jemanden, der dich sieht, hört und ernst nimmt – du musst das nicht alleine tragen. Was brauchst du – ganz konkret – damit auch du stabil bleibst, während du begleitest?


Wenn du willst, dass jemand auch dich im Blick behält: Dann melde dich. Ich begleite nicht nur Menschen in der Krise – sondern auch die, die für sie da sind. Menschlich. Klar. Und systemisch stark.





Wenn dich dieser Artikel berührt hat, teile ihn mit Menschen, die davon erfahren sollten. Kommentiere gern, wenn du etwas ergänzen möchtest – oder einfach nur sagen willst: Ich kenne das.


Ich freue mich auf deinen Kommentar – ehrlich, mutig, echt.


Hinweis Dieser Artikel dient der Aufklärung und ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung. Bitte wende dich bei starken oder anhaltenden Symptomen an eine:n Fachärzt:in oder approbierte:n Psychotherapeut:in.


Ich begleite dich im Rahmen meiner Zulassung als Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG)– systemisch, stabilisierend und in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen, ihren Angehörigen sowie auf Wunsch auch mit den behandelnden Fachärzt:innen.


Eine medizinische Diagnostik oder medikamentöse Behandlung erfolgt ausschließlich durch Ärzt:innen/ Fachärzt:innen.

📞 In akuten psychischen Krisen erreichst du den Krisendienst unter 0800 – 655 3000 (kostenfrei, rund um die Uhr).Mehr Infos: www.krisendienste.bayern


Impuls der Woche – Dein Klartext für Herz & Verstand

Jeden Montag bekommst du von mir einen ehrlichen Impuls direkt ins Postfach. Kein Hochglanz-Coaching, sondern echtes Kopfgekitzel: systemisch, stärkend, manchmal unbequem – aber immer menschlich.


Für alle, die fühlen, denken – und sich selbst nicht verlieren wollen.

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