"Was bleibt von mir, wenn ich gehe? Kein Kind, kein Nachname, kein Teil von mir. Werde ich vergessen sein?"
Ich stehe im Babyladen. Die winzigen Strampler hängen in den Regalen.
Meine Hand fährt über den weichen Stoff.
Nicht für mein Kind.
Nie für mein Kind.
Ich bin die Frau, die nie ein lebendiges Kind geboren und ihr Kind in den Armen gehalten hat.
Ich bin die Frau, die nie „Mama“ genannt wird.
Ich bin die Frau, die von anderen Frauen mitleidig angeschaut wurde – als wäre ich unvollständig, als wüsste ich nicht, wie es ist, bedingungslos zu lieben, als hätte ich nie wirklich erlebt, was es heißt, an die eigenen Grenzen zu gehen.
Ich bin auch die Frau, die diesen Brief an sich selbst schreibt.
Die ihn laut vorliest.
Und während ich ihn laut vorlese, steigen mir Tränen in die Augen.
Weil mir bewusst wird: Das ist meine Wahrheit.
Das ist mein Leben.
Die Frau, die ich damals gebraucht hätte
Was hätte ich wirklich an Hilfe gebraucht?
Nicht oberflächliches Mitleid, nicht gut gemeinte Ratschläge, nicht das leere „Entspann dich doch mal, dann klappt es bestimmt.“
Ich hätte eine Frau gebraucht, die mich mental begleitet.
Die mir gesagt hätte: "Vielleicht muss es genau so sein."
Die mir gespiegelt hätte: "Du bist nicht weniger wert, weil dein Körper nicht schwanger wird."
Ich hätte eine Frau gebraucht, die mich gehalten hätte, wenn meine Welt in sich zusammenfiel.
Und heute?
Heute bin ich diese Frau.
Ich bin die, die trotz all ihres Schmerzes, trotz ihrer transformierenden Prozesse, trotz ihrer Weiterbildungen manchmal einfach nur dasitzt und denkt:
"What the fuck. Das ist wirklich mein Leben. Ich werde nie ein Kind bekommen."
Die Unsichtbarkeit des Schmerzes
Ich war die, die bemitleidet wurde. Ich war die, der man nicht sagte, dass man schwanger war – aus Angst, sie zu verletzen. Ich war die, die in Watte gepackt wurde, die in Gesprächen über Babys und Schwangerschaften bewusst ausgelassen wurde.
Aber genau das war es, was verletzte.
Nicht das Babyglück der anderen – sondern die Tatsache, dass ich plötzlich nicht mehr dazugehörte. Dass mein Schmerz so gefürchtet wurde, dass man mich lieber ausgrenzte, als ehrlich mit mir zu sein. Ich frage mich oft:
"Woher habe ich die Kraft genommen? Wie habe ich das überlebt, ohne daran zu zerbrechen?"
Und dann erinnere ich mich.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich schwanger war.
An den Moment, als ich meine Zwillinge verlor.
An den Moment, als ich zweimal reanimiert wurde.
Damals wusste ich nicht, warum ich zurückgekommen bin.
Ich wusste nicht, was mich erwartete.
Ich wusste nicht, welchen Weg ich gehen würde.
Heute weiß ich es. Ich ahne es und fühle es.
Vielleicht ist mein Weg, anderen Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zu helfen.
Vielleicht ist mein Weg, Frauen zu sehen, die so sind wie ich.
Die keine Kinder haben.
Die ohne Kinder leben.
Die mitten im Kinderwunsch feststecken und nicht wissen, was für ein verdammt krasser emotionaler Ritt das ist.
Und du fragst dich …
Warum begleite ich Frauen mit Kinderwunsch?
Du fragst dich das – zu Recht.
Und du fragst dich, warum ausgerechnet ich, die keine Kinder hat, andere Frauen auf diesem Weg begleiten sollte?
... Weil ich genau weiß, wie sich das anfühlt.
... Weil ich den Schmerz kenne.
... Weil ich den Traum gelebt, gelitten und am Ende begraben habe.
... Weil ich vielleicht mit jeder Frau, die diesen Weg geht, ein Stück mitfühle.
... Weil jedes Kind, das geboren wird, für mich auch eine kleine Spur vom Herzen ist.
Jetzt könnte man sagen: "Aber das ist doch nicht die richtige therapeutische Haltung!"
Und weißt du was? Mag sein. Mag sein.
Aber ich bin professionell genug, um Abstand zu halten, wo er nötig ist.
Und ich bin menschlich genug, um mitzufühlen, wo es gebraucht wird.
Und alle meine Klientinnen und Klienten können das mit Sicherheit bestätigen.
Ich bin nicht nur die, die trauert – ich bin auch die, die lebt
Aber versteht mich nicht falsch.
Ich bin auch gerne die verrückte Tante.
Ich bin die, die laut lacht, die tanzt, die das Leben genießt.
Ich bin die, die nach einem Familienbesuch nach Hause geht und sich einen Aperol Spritz einschenkt oder sich eine Packung Toffifee gönnt.
Ich bin die, die feiert, die das Leben liebt, die all das Schöne in sich aufsaugt.
Denn ich bin nicht nur die Frau ohne Kind.
Ich bin so viel mehr.
Ich danke mir – und dir
Ich danke mir selbst für all die Momente, in denen ich dachte, ich schaffe es nicht – und es trotzdem geschafft habe.
Ich danke meiner Seele, die mir treu geblieben ist.
Und ich danke dir.
Dir, die das hier liest und sich vielleicht wiedererkennt.
Dir, die vielleicht mitten in diesem Schmerz steckt.
Du bist nicht weniger wert.
Du bist nicht weniger Frau.
Du bist nicht weniger vollständig.
Du bist. Und das reicht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Leben ohne Kinder und unerfülltem Kinderwunsch
1. Wie kann ich mit dem Schmerz umgehen, keine Kinder zu haben?
Der Schmerz darüber, dass sich der Kinderwunsch nicht erfüllt hat, ist real und darf gefühlt werden. Es gibt keine „schnellen Lösungen“ – aber es gibt Wege, um sich selbst zu stärken. Austausch mit anderen Betroffenen, professionelle Begleitung und bewusste Selbstfürsorge können helfen, diesen Verlust zu verarbeiten.
2. Wird der Schmerz jemals aufhören?
Er wird sich verändern. Anfangs ist er roh, überwältigend und alles einnehmend. Später wird er weicher, weniger scharf. Er bleibt vielleicht als ein leises Bedauern – aber er wird nicht mehr dein ganzes Leben bestimmen. Du wirst wieder Freude spüren, lachen, lieben.
3. Kann ich ohne Kinder ein erfülltes Leben führen?
Ja. Dein Wert als Mensch hängt nicht davon ab, ob du Mutter oder Vater bist. Du kannst auf andere Weise Spuren hinterlassen – durch Liebe, Freundschaften und dein Wirken in der Welt.
Ich bin die, die nie Mama genannt wird, aber dennoch bin ich eine Mutter.
Möchtest du über deinen eigenen Weg sprechen? Dann lass uns in Kontakt treten und gemeinsam einen Weg finden.
Schreib mir oder teile deine Gedanken in den Kommentaren.

Danke für diese Sätze. Musste ich heute hören. 😌🙏