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Dysfunktionale Familiensysteme – wenn die Familie dich kaputt liebt


"Bei uns daheim war alles normal.“ – Wirklich?

(Fallbeispiel anonymisiert)

„Weißt du, Mariangela, ich dachte immer, das wäre normal, dass man Gefühle runterschluckt. Das Kritik lauter ist als Lob. Das du nur dann wertvoll bist, wenn du funktionierst.“

Sie schaut mich an. Erfolgreich im Job, eigene Familie und trotzdem mit diesem Loch im Inneren.


„Und wenn ich ehrlich bin, ich hasse Weihnachten.“

Sie schaut mich an, als hätte sie etwas Verbotenes gesagt.


„Alle tun so, als wäre Familie das größte Geschenk. Für mich bedeutet es: Vorwürfe am Tisch, unterschwellige Sticheleien, Erwartungen, die keiner ausspricht, aber alle spüren. Ich sitze da, nicke, lächle und innerlich will ich nur weglaufen.“

Vielleicht kommt dir das bekannt vor oder du kennst das Gefühl.

Vielleicht sagst auch du: „Meine Kindheit war okay, nicht perfekt, aber auch nicht schlimm.“


Genau da liegt der Hund begraben. Oft sind es gerade die stillen, unsichtbaren Muster, die am meisten prägen. Dysfunktionale Familiensysteme sind selten laut – sie sind leise.

Und genau deshalb so gefährlich.




Holzfiguren in verschiedenen Farben symbolisieren die Dynamik eines Familiensystems – Darstellung einer systemischen Aufstellung in der Therapie.
Systemisch gesehen: Jede Familie folgt unsichtbaren Regeln. Wenn du beginnst, sie zu erkennen, kannst du sie verändern.

Woran erkennst du ein dysfunktionales Familiensystem?

Hier ein schneller Realitätscheck:

  • Über Gefühle wurde nicht gesprochen.

  • Kritik gab’s im Überfluss – Anerkennung dagegen selten.

  • Deine Rolle war wichtiger als dein Wesen. (Die Brave, der Lustige, das Problemkind …)

  • Konflikte wurden vertuscht oder eskalierten – aber nie gelöst.

  • Du hattest das Gefühl, für das Glück deiner Eltern verantwortlich zu sein.

Wenn dir beim Lesen etwas davon vertraut vorkommt, bist du nicht allein. Viele Menschen erleben diese Muster/Dynamiken und merken erst später, wie tief sie wirken.



Woher kommen diese Rollen und wie können sie sich mischen?

Kinder in dysfunktionalen Familien übernehmen Rollen, die sie überleben lassen.

Als Erwachsene zahlen sie später den Preis.

Grafische Übersicht der klassischen Rollen in dysfunktionalen Familiensystemen: Held, Sündenbock, verlorenes Kind, Clown und Retter mit typischen Folgen im Erwachsenenalter.
Die klassischen Familienrollen. Vom Helden bis zum Sündenbock – jede Rolle war einmal eine kluge Überlebensstrategie. Heute darfst du sie wandeln.

Die klassischen Rollen in dysfunktionalen Familiensystemen sind nicht aus der Luft gegriffen. Sie stammen ursprünglich aus der Familien- und Suchttherapie.


Besonders Virginia Satir (eine der bekanntesten Familientherapeutinnen) und später Claudia Black sowie Sharon Wegscheider-Cruse haben diese Muster beschrieben.


Sie beobachteten: In Familien mit Suchtproblemen, Gewalt oder starker Dysfunktion übernehmen Kinder unbewusst bestimmte Überlebensstrategien. Diese lassen sich in typische Muster einteilen, die sie schützen sollen – aber oft ins Erwachsenenalter hineinwirken.


Diese Modelle wurden dann in der systemischen Therapie weiterentwickelt und auf viele Familiensituationen übertragen.

Die 5 klassischen Rollen:

  • Held / Heldin

  • Sündenbock

  • Verlorenes Kind

  • Clown

  • Retter / Ersatzmutter (oft auch „Parentifizierte/r“ genannt)


Gibt es Mischformen?

Ja – und zwar sehr häufig. Kein Kind passt 1:1 in eine Schublade. Vielmehr entwickeln wir Mischformen oder Rollenwechsel, je nachdem, wie die Situation in der Familie es erfordert.


Beispiele aus der Praxis:

  • Held + Retter: Vorzeigekind mit Bestnoten, das gleichzeitig die Geschwister versorgt.

  • Clown + Verlorenes Kind: Hebt die Stimmung mit Humor, verschwindet aber, wenn es ernst wird.

  • Sündenbock + Retter: Nach außen rebellisch, innerlich überangepasst und überverantwortlich.

Die Rollen sind nicht fix, sie sind Überlebensstrategien.

Manchmal wechseln wir sie sogar im Laufe unseres Lebens: Aus dem Clown wird der Held im Beruf. Aus dem verlorenen Kind wird eine Retterin in Beziehungen.


Transformation statt Schublade

Weißt du, was das Befreiende ist?

Diese Rollen sind nicht du. Sie waren Überlebensmuster – Schutzanzüge, die dir damals das Leben leichter gemacht haben. Aber heute engen sie dich ein.


Ich erlebe oft in meinen Sitzungen, wie plötzlich ein leiser Gedanke auftaucht:

„Moment mal – ich darf das ablegen. Ich darf heute wählen.“


Und genau da beginnt die Veränderung.

  • Aus dem Held wird jemand, der endlich Pause macht und merkt: Die Welt bricht nicht zusammen.

  • Ein Retter stellt fest: Ich kann Verantwortung teilen, ohne dass mich jemand weniger liebt.

  • Ein Sündenbock spürt: Mein Nein zerstört nicht die Familie, es rettet mich selbst.

#CARTAKLARTEXT Welche deiner alten Rollen willst du heute in eine neue Stärke verwandeln und wie würde sie dann heißen? Vielleicht erkennst du dich hier wieder?

Mehr zu diesem Thema findest du auch in meinem Artikel Emotionale Abgrenzung ohne Verlust der Verbindung




Hier auch als YouTube Video

Warum du in deiner Familie immer die Starke warst – und was das wirklich mit dir macht. Und als Wertschätzung meiner Arbeit gern aBonnieren, liken und kommentieren.

Warum Loslassen so schwer ist – und trotzdem möglich

Vielleicht denkst du: „Ich bin doch erwachsen. Warum sitze ich immer noch in dieser Falle?“

Und viele fragen mich: „Warum halte ich an etwas fest, das mir nicht guttut?“


Die Antwort ist hart: Weil Loyalität mächtiger ist als Logik.


Kinder denken:

  • „Wenn ich mich anpasse, bleibe ich geliebt.“

  • „Wenn ich funktioniere, rette ich die Familie.“

  • „Wenn ich unsichtbar bin, überlebe ich.“


Und Erwachsene fühlen noch heute:

  • Schuld, wenn sie Nein sagen.

  • Scham, wenn sie eigene Bedürfnisse haben.

  • Angst, wenn sie Grenzen ziehen.


Doch die gute Nachricht ist: Muster können sich lösen. Nicht von heute auf morgen – aber Schritt für Schritt.


#CARTAKLARTEXT Als Kind war Schuld dein Ticket zur Zugehörigkeit.

Heute ist sie das Schloss an deiner Tür.


Mini-Selbsttest: Spielst du heute noch alte Rollen?

Beantworte ehrlich mit „Ja“ oder „Nein“:

  1. Fühlst du dich sofort schuldig, wenn du Nein sagst?

  2. Hast du das Gefühl, für das Glück deiner Eltern verantwortlich zu sein?

  3. Versuchst du, perfekt zu funktionieren, auch wenn du innerlich erschöpft bist?

  4. Übergehst du deine eigenen Bedürfnisse, um keinen Streit auszulösen?

  5. Wiederholst du in Beziehungen Dynamiken aus deiner Kindheit?

👉 Auswertung:

  • 3+ Ja = Dein altes System lebt und wirkt noch stark in dir.

  • 1–2 Ja = Manche Muster sind noch aktiv.

  • 0 Ja = Glückwunsch! Du bist schon weit aus den alten Rollen herausgewachsen.


Welche Antwort hat dich am meisten getroffen? Schreib es in die Kommentare – du wirst überrascht sein, wie viele Menschen sich darin wiederfinden.


Wenn du nicht länger Kind bist

Ich liebe diesen Moment in meiner Arbeit:

Er ist still.

Manchmal kommt er mitten im Satz, manchmal nach einer langen Pause.

Und dann spüren Menschen plötzlich:

„Ich bin erwachsen. Ich darf entscheiden, wer ich heute bin.“


Und plötzlich verändert sich etwas. Nicht laut, nicht dramatisch, sondern still, tief und echt.

  • Ein „Held“ merkt vielleicht, dass Stärke auch bedeuten darf, Pausen zu machen.

  • Ein „Sündenbock“ entdeckt dann irgendwann mit dem Blick in den Spiegel: „Verdammt, ich war nie falsch – ich war nur unbequem.

  • Ein „verlorenes Kind“ wagt den ersten Schritt, die eigene Stimme hörbar zu machen Es wagt das erste Mal „Ich“ zu sagen – und nicht „wir“.


Du musst nicht länger das Kind bleiben, das überlebt.

Du kannst dein heute gestalten, wie du leben willst.



Wie du dich aus einem dysfunktionalen Familiensystem löst

Ein System ist wie eine unsichtbare Choreografie: Jeder tanzt seinen Part. Wenn du beginnst, neue Schritte zu gehen, wirkt es für die anderen wie Verrat.

Aber genau das ist der Weg raus.


Familie streitet am Frühstückstisch, Kinder reagieren mit Scham und Rückzug – Symbolbild für Rollenkonflikte und emotionale Spannung in dysfunktionalen Familiensystemen.
Das scheinbar normale Familienessen: Lächeln, Schweigen, Spannung. Viele erinnern sich an solche Szenen – und spüren noch heute ihre Wirkung.

Und ganz wichtig: Es geht nicht darum, sofort den Kontakt abzubrechen.

Viele meiner Klient:innen sagen: „Aber ich will doch meine Familie nicht verlieren.“

Das musst du auch nicht.


Es geht nicht darum, Familie zu verstoßen. Es geht darum, alte Rollen abzulegen, damit Begegnung überhaupt wieder auf Augenhöhe möglich wird.


Manchmal bedeutet das: den Kontakt neu zu gestalten, ihn zu begrenzen oder zu dosieren.

Manchmal bedeutet es: Pausen einzubauen, ohne Schuldgefühle.

Und manchmal bedeutet es tatsächlich: Distanz, wenn Nähe zu sehr schadet.


Lösung heißt nicht Abbruch.

Lösung heißt, die unsichtbaren Fäden zu kappen, die dich klein machen und gleichzeitig selbst zu entscheiden, wie viel Nähe du heute willst.



Schritt 1: Erkennen, was deins ist – und was nicht

Du bist nicht für das Glück deiner Eltern verantwortlich. Nie gewesen. 👉 Schreib dir auf: „Das ist nicht meins.“

Schritt 2: Innere Erlaubnis geben

Du darfst gehen, ohne dich zu entschuldigen. 👉 Affirmation: „Ich darf frei sein, auch wenn andere das nicht verstehen.“


Schritt 3: Gefühle zulassen

Verbotene Gefühle sind wie Giftgas im Keller – sie sickern überall durch. 👉 Schreib einen Brief, den du nie abschickst. Lass die Wut raus.


Schritt 4: Grenzen testen

Das erste Nein löst Drama aus. Schweigen. Vorwürfe. Schuld. 👉 Das Drama ist nicht das Ende – es ist der Beweis, dass du das Muster veränderst.


Schritt 5: Neues Verhalten trainieren

Alte Muster brechen nicht von heute auf morgen. Aber du kannst neue Spuren legen:

  • Statt sofort Ja zu sagen → „Ich überlege es mir.“

  • Statt Schuld zu schlucken → „Das gehört nicht zu mir.“

  • Statt Erwartungen zu erfüllen → „Was will ich?“


Es geht nicht um ein lautes Nein.

Es geht um den stillen Entschluss, dich nicht länger von einem System bestimmen zu lassen, das dich klein hält.


Du musst niemanden retten.

Du musst niemandem beweisen, dass du es wert bist.


Der wahre Bruch passiert nicht im Außen, sondern in dir.

In dem Moment, in dem du aufhörst, alte Rollen zu spielen.

👉 Wenn du beginnst, anders zu reagieren. 👉 Wenn du Grenzen setzt, ohne dich zu rechtfertigen. 👉 Wenn du nicht mehr in jedes alte Drama einsteigst.

Und dann – ganz leise – merkst du:

Etwas kippt.

Du reagierst nicht mehr wie früher und plötzlich greift das alte Spiel nicht mehr.


Das ist der Moment, in dem du das Drehbuch änderst.

Nicht laut. Nicht dramatisch.

Aber echt.



Dein nächster Schritt

Vielleicht ist genau jetzt der Moment, an dem du dich fragst: „Wie lange will ich noch die alte Rolle spielen?“


Und vielleicht spürst du: Du bist bereit, etwas zu verändern, aber du weißt noch nicht, wie.


Veränderung beginnt nicht, wenn du alles verstanden hast.

Sie beginnt, wenn du aufhörst, dich weiter anzupassen.


Ich begleite Menschen, die nicht länger in alten Systemen feststecken wollen,

sondern endlich ihren eigenen Platz einnehmen möchten.


👉 Wenn du spürst, dass du aus deinen Mustern aussteigen willst:

Vereinbare ein Erstgespräch über www.mcarta.de/terminvereinbarung.


Oder starte mit meinem kostenlosen Impuls der Woche –jeden Montag eine ehrliche Erinnerung daran,dass Veränderung möglich ist – still, echt, bei dir.




📩 Impuls der Woche – dein Mini-Coaching für zwischendurch

Manchmal genügt ein einziger Gedanke, um etwas in Bewegung zu bringen. Genau dafür gibt es meinen Impuls der Woche, jeden Montag. Es gibt kurze Anregungen, Handlungsimpulse für dich und dein Leben, Reflexionsfragen und stärkende Gedanken, die dich regelmäßig daran erinnern, bei dir selbst anzukommen.



Und falls du noch ein bisschen mehr Überblick magst:

Über meinen Newsletter informiere ich dich ca. sechsmal im Jahr über neue Veranstaltungen, Praxis-Infos und Angebote rund um systemische Arbeit, Ängste, Lebenskrisen, Kinderwunsch und Persönlichkeitsentwicklung.


Ganz ohne Informationsflut – nur dann, wenn es wirklich etwas zu erzählen gibt.



📌 Disclaimer

Dieser Artikel dient der Aufklärung und ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung.

Bitte wende dich bei starken oder anhaltenden Symptomen an eine:n Fachärzt:in oder approbierte:n Psychotherapeut:in.


Ich begleite dich im Rahmen meiner Zulassung als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit einem klaren Fokus auf Verbindung, Stabilität und ganzheitlicher Begleitung.


📞 In akuten psychischen Krisen erreichst du den psychiatrischen Krisendienst unter 0800 – 655 3000 (kostenfrei und rund um die Uhr).Weitere Infos unter: www.krisendienste.bayern

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