Schluss mit Ausreden! Selbstverantwortung in Lebenskrisen -Veränderung beginnt, wenn du aufhörst, dir selbst Bullshit zu erzählen!
- Mariangela Carta
- 2. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Wenn du denkst:
„Ich zahl dafür – also will ich auch was sehen
Kennst du diesen Moment, in dem du genau weißt, dass du eigentlich Hilfe brauchst, aber insgeheim denkst:
„Ich will mich nicht kümmern. Ich zahle jemandem Geld und dann soll der das lösen.“
Klingt provokant, oder?
Aber ganz ehrlich: Wir alle waren da schon mal.
Weil Krisen unbequem sind.
Weil Veränderung Angst macht.
Weil wir manchmal einfach keine Lust haben, uns mit uns selbst zu beschäftigen.
Wir wünschen uns schnelle Lösungen – am besten, ohne dass wir selbst viel tun müssen. Doch genau da liegt das Problem.
Denn niemand kann dir deine Krise bzw. Verantwortung abnehmen.
Auch nicht, wenn du dafür bezahlst.
Warum „Therapeutenshopping“ keine Probleme löst
Eine Freundin erzählte mir vor Kurzem von einer Begegnung, die mich sehr berührt hat, weil ich spürte, wie fest sie in ihrer eigenen Suppe steckte. Als Freundin konnte ich sie nur begleiten, aber nicht therapeutisch herausfordern – das machte es für mich noch schwieriger:
„Ich hatte schon mal eine Therapeutin. Hat viel gekostet, gebracht hat’s nichts. Ich sollte ständig irgendwelche Zeichnungen machen. Angeblich war ich nicht kreativ genug. Ich dachte damals nur: Das soll helfen? Ich zahl doch schließlich gutes Geld!“
Bäm. Da war sie – diese unangenehme Wahrheit, nämlich dass Geld allein keine echte Veränderung bringt und man selbst aktiv Verantwortung übernehmen muss.
Und jetzt frage ich dich:
Bist du bereit, aufzuhören, Geld dafür zu bezahlen, dass dich jemand nett unterhält und stattdessen endlich Verantwortung für dein Leben zu übernehmen?
Du zahlst. Und der Therapeut liefert die Lösung, oder?
Kennst du dieses Argument:
„Ich zahle ja schließlich dafür – also will ich Ergebnisse!“?
Klingt logisch. Aber mal ehrlich:
Wenn du zum Kassentherapeuten gehst – also zu jemandem, der indirekt über deine Krankenkassenbeiträge bezahlt wird – hast du dann auch diesen Anspruch?
Jeden Monat verschwindet Geld von deinem Konto und wandert an deine Krankenkasse. Die zahlen dann den Therapeuten. Ist das Gefühl anders? Hast du dann plötzlich weniger Anspruch auf fertige Lösungen, weil die Rechnung nicht direkt an dich kommt?
Oder ahnst du, dass es eigentlich nie um den Geldfluss geht, sondern darum, wer wirklich für dein Leben zuständig ist?
Warum Selbstverantwortung in Lebenskrisen die einzige Lösung ist
Ich sage dir etwas:
Wirkliche Therapie passiert dann, wenn du den unbequemen Schritt wagst, deine Komfortzone verlässt und dir selbst begegnest – ganz ohne Ausreden.
Deine Selbstverantwortung in Lebenskrisen bedeutet, dass die Therapie nur dann wirkt, wenn du aufhörst zu glauben, dass der Therapeut deine Probleme für dich lösen kann.
Therapeuten sind keine Problemlöser, sondern Wegbegleiter
Wenn du nur jemanden suchst, der dir sagt, dass alles irgendwie von selbst besser wird, brauchst du keine Therapie – sondern Netflix und Schokolade. Aber dein Leben bleibt dann auch genau da, wo es gerade ist.
Praxisbeispiel: Schluss mit der Schonhaltung
Eine meiner Klientinnen, nennen wir sie Anna (der Name wurde aus Datenschutzgründen geändert), erzählte mir von ihrer Erfahrung:
„Ich hab lange gedacht, ich zahl ja gut, also muss die Therapeutin mir sagen, wie es geht. Bis du mich gefragt hast: ‚Und wie lange willst du mir noch dafür Geld geben, dass ich nett zu dir bin und dich nicht fordere?‘ Erst war ich sauer. Dann wurde mir klar: Du hattest recht. Ich wollte jemand anderen für mein Glück verantwortlich machen. Ich hatte keine Lust, hinzuschauen und zuzugeben, dass ich selbst etwas ändern musste.“
Genau so passiert Veränderung. Sie tut weh, sie ist unbequem. Aber sie ist deine.
Lies hierzu meinen Blogartikel
Wenn nichts mehr geht! Warum du nicht kaputt bist, sondern dein System überlastet ist oder auch Wenn das Leben ins Wanken gerät – Was tun, wenn man sich verloren fühlt?
Warum Selbstverantwortung nicht delegiert werden kann – auch nicht an Familie und Freunde
Eine Freundin erzählte mir seit 2 Jahren dieselben Geschichten – von ihrer inneren Unzufriedenheit und davon, wie schlecht es ihr seit einem Unfall ginge und wie sehr sie darunter litt. Ich bemerkte über die Zeit Veränderungen in ihrem Verhalten, in ihrer Haltung zum Leben und im Umgang mit sich selbst. Immer wieder gab ich ihr den Impuls, sich therapeutische Unterstützung zu suchen. Es tat mir weh, sie so zu sehen – feststeckend, resigniert und immer weiter im Rückzug von sich selbst. Ich fühlte mich hin- und hergerissen: zwischen meiner fachlichen Wahrnehmung und meiner Rolle als Freundin. Ich konnte und wollte sie nicht therapieren – dafür stehe ich ihr emotional viel zu nah. Aber genau deshalb musste ich auch Verantwortung für mich selbst übernehmen und spüren, dass ich an einem Punkt war, an dem ich ihre Geschichten nicht mehr einfach nur mittragen konnte. Als Freundin hörte ich zu, doch ich merkte immer wieder, dass echte Veränderung nicht passierte – und das tat weh.
Irgendwann zog ich für mich klare Grenzen, weil ich sah, wie sehr sie sich selbst kaputt machte, indem sie nicht in ihre Selbstverantwortung ging und sich hinter vielem versteckte. Sie wollte und konnte keine Verantwortung für sich selbst übernehmen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich – auch wenn ich keine Therapeutin in dieser Konstellation sein konnte – als Freundin dennoch gefordert war, klar zu benennen, was ich mit ihr tragen kann und was nicht.
Denn, wenn jemand nicht in die Selbstverantwortung geht, hat das Konsequenzen – nicht nur für diese Person, sondern für das ganze Umfeld. Familie, Partner, Kinder, Freunde, Kolleg:innen – alle spüren es. Manche bekommen es direkt mit. Andere merken nur, dass sich die Stimmung verändert oder jemand emotional nicht mehr greifbar ist. Und wieder andere bekommen es gar nicht mit, weil es nach außen perfekt kaschiert wird. Das ganze System – also das soziale Gefüge, in dem wir uns bewegen – gerät dadurch ins Ungleichgewicht. In der systemischen Therapie betrachten wir genau diese Wechselwirkungen, weil jeder Mensch Teil eines Systems ist und sein Verhalten immer auch Auswirkungen auf andere hat.
Wenn dich das Thema interessiert – wie sich fehlende Selbstverantwortung auf das Umfeld bzw. auf Angehörige auswirkt –, schreib es mir gern in die Kommentare oder direkt eine E-Mail.
Vielleicht hast du ja selbst so eine Geschichte erlebt – und möchtest sie lieber nicht öffentlich über die Kommentare, sondern persönlich mit mir teilen. Auch das ist vollkommen okay. Ich schreibe dazu gerne mal einen eigenen Blogartikel – speziell für Angehörige und Freunde.
Konkrete Übungen zur Selbstverantwortung
Schreibe deine Ausreden auf Mach eine Liste all der Gründe, warum du glaubst, nicht handeln zu können. Dann hinterfrage sie kritisch – sprich mit dir selbst wie mit einem guten Freund.
Verpflichte dich Setze dir jeden Tag eine kleine, konkrete Aufgabe, die dich ein Stück aus deiner Komfortzone holt.
Erstelle einen Verantwortungssatz Formuliere klar und deutlich, wofür du jetzt ab sofort Verantwortung übernimmst und sprich diesen Satz täglich aus – so wie du auch einem Freund Mut zusprechen würdest.
Mehr Praxisbeispiele für mehr Mut
Ein Klient erzählte mir, wie er jahrelang zwischen Therapeuten wechselte. Erst als ich ihm direkt sagte, dass Veränderung erst passiert, wenn er bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, verstand er den Kern seiner Krise. Er begann Schritt für Schritt, Entscheidungen aktiv zu treffen und übernahm endlich die Führung seines Lebens.
Zum Schluss was kleines mit Herz
Ganz ehrlich: Niemand wird kommen und dich retten.
Aber jemand kann kommen und dich erinnern:
Du bist genug.
Du kannst das.
Aber DU musst SELBST den ersten Schritt machen.
Diesen Schritt kann niemand für dich übernehmen.
Aber jemand kann dich dabei begleiten. Und genau das darf Therapie leisten.
Jetzt bist du dran – hör auf zu warten!
Kennst du solche Momente, in denen du Verantwortung abgeben wolltest, aber dann gemerkt hast, dass du selbst ran musstest? Wie ging’s dir dabei?
Schreib es gern in die Kommentare – dein Weg könnte genau der sein, den jemand heute dringend braucht. Oder vielleicht hast du so etwas selbst schon einmal erlebt – oder bei jemandem in deinem Umfeld mitbekommen. Wenn du das lieber nicht öffentlich teilen möchtest, schreib mir gern eine persönliche E-Mail.
Hast du das Gefühl, dass du bereit bist, hinzuschauen, aber weißt nicht genau, wie du anfangen sollst?
Ich begleite dich gern auf diesem Weg – in deinem Tempo, auf deine Art.
Ich habe den Artikel gelesen – und er hat mich auf eine unangenehme, aber gute Art getroffen.
Vor allem der Satz „Veränderung beginnt, wenn du aufhörst, dir selbst Bullshit zu erzählen“ hat mich tief erwischt.
Ich merke, wie oft ich mich selbst ausbremse – mit Ausreden, Bequemlichkeit, Angst.
Danke für die Klarheit, den Mut und diese liebevolle Provokation.
Ich glaube, ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Langsam. In meinem Tempo. Aber ehrlich.
Danke.